Am Morgen des 07.Oktober 2023 drangen schwer bewaffnete Killerschwadrone der Hamas aus dem Gazastreifen in israelisches Staatsgebiet ein. Ein Ablenkungsmanöver im Westjordanland und ein Regen von 5000 Raketen reichten aus, um die so ruhmreiche israelische Armee und andere Sicherheitsbehörden in die Irre zu führen. Die sich hinter dem technisch hoch gerüsteten Zaun sicher fühlenden Bewohner wurden zur leichten Beute der mit Drogen aufgeputschten und vom eigenen Erfolg euphorisierten Mörderbanden. Was sich dann abspielte, waren keine militärischen Manöver, um Geländegewinne zu erreichen, die IDF zu schwächen oder Ähnliches, sondern es begann das unterschiedslose Abschlachten, Hinrichten, Verstümmeln, Vergewaltigen, Verbrennen und Köpfen von Frauen, Männer, Alten, Kindern und Babys in den grenznahen Kibbuzim, das Vorführen ihrer Leichen oder der noch lebenden geschundenen Körper und das Filmen, der in Todesangst befindlichen Geiseln. Zeitgleich wurden diese Gewalttaten veröffentlicht, untermalt mit dem kultivierten Tourettesyndrom des Islams „Allahu Akbar“. Nichts sollte verheimlicht werden, der sadistisch anmutende Blutrausch wurde öffentlich zelebriert. Die Gräueltaten und ihre Zurschaustellung waren aber weder ein psychologisches Mittel der Einschüchterung noch ein sadistischer Blutrausch einer außer Kontrolle geratene plündernden Soldateska, sondern der eigentliche Zweck der Operation.
Unvorstellbar war diese Gewalt, laut vieler Medien, die anscheinend weder ein Gedächtnis besitzen noch ein rudimentäres Geschichtsverständnis aufweisen können. Die Hamas selbst in kleinerem Ausmaß, der islamische Staat und so prominente Vorgänger wie die Roten Khmer, die Nazis, Römer, Hunnen, Mongolen und viele andere Gruppen können auf ein ähnliches Arsenal an Gräueltaten zurückblicken. Der enorme Einfallsreichtum der Menschen seine Artgenossen auf unterschiedliche Weise zu quälen und zu töten hat schon früh alle nur erdenklichen Möglichkeiten ausgeschöpft, also eigentlich nichts Neues an Grausamkeiten unter der Sonne.
Kein Krieg, keine Geostrategie, kein Zufall
Anders als früher allerdings ist die Möglichkeit der Veröffentlichung dieser Gewalttaten durch die sprunghafte Entwicklung von Kommunikationsmedien im Spätkapitalismus ein Kinderspiel geworden: fast alle Menschen auf dieser Welt können in Echtzeit zum Publikum gemacht werden. Moderne Medien zwingen daher die Täter zu einer Entscheidung: Entweder werden die Grausamkeiten verschleiert, was umso schwieriger ist, je moderner und omnipräsenter diese Medien werden, oder sie werden ostentativ präsentiert. Bei letzterer Version handelt es sich in den meisten Fällen um eine Art psychologischer Kriegsführung, die den Krieg ökonomisieren soll. Ein meist überlegener Gegner versucht seinen Kontrahenten mit Grausamkeiten einzuschüchtern, um ihn zur Aufgabe zu bringen, um selbst einer verlustreichen Konfrontation aus dem Wege zu gehen. Die Hamas hingegen ist der eindeutig Schwächere in einem Duell mit der IDF, sie könnten die Israelis niemals zur Aufgabe bringen. Psychologische Kriegsführung kann also ausgeschlossen werden. Infrage kommen jetzt noch Hass, Sadismus oder Blutrausch oder was auch immer die Küchenpsychologie hergibt, aber dafür war die Attacke zu minutiös vorbereitet. Es gab detaillierte Pläne der Siedlungen und Kibbuzim, die Mörder wussten genau, wo die Menschen lebten, die ermordet und gequält werden sollten. Ebenso ging es nicht primär darum, Geiseln zu nehmen, um gefangene Komplizen freizupressen, wie bei früheren Aktionen. Dafür bräuchte man nicht über 2500 schwerbewaffnete Kämpfer. Ab hier kommen die Geostrategen ins Spiel. Sie vermuten den langen Arm Teherans, der die Normalisierung der Beziehung Israels mit den Golfstaaten und Saudi-Arabien torpedieren möchte. Dass das Mullah-Regime überall die Hände im Spiel hat, wo es darum geht den jüdischen Staat zu vernichten, davon ist zwar auszugehen. Dass sich die sunnitische Hamas aber zum Instrument der schiitischen Mullahs macht, davon eher nicht. Da der Angriff militärisch also sinnlos, strategisch kontraproduktiv, politisch einem Selbstmord ähnelt und möglichweise zur Zerstörung der Hamas und den kläglichen Rest der der palästinensischen Nationalbewegung führt, bleibt eigentlich nur ein Gedanke übrig, was diese Terrororganisation überhaupt im Schilde führte. Anzunehmen ist, dass entgegen aller verlauteten Rationalisierungen weder politische noch religiöse Gründe eine größere Rolle spielten, sondern die minutiös geplante Gewaltorgie somit einem anderen Grund diente, der sich nicht mit erreichbaren Zielen in der Realität befasste, sondern einem psychologischen Reinigungs- und Selbstvergewisserungsprozess der Täter darstellt, der die Realität an dem eigenen Wahn anpassen wollte.
Der Wahn als Realität
Die Tat, 1400 Kinder, Frauen und Männer niederzumetzeln und zu erniedrigen, war ein Instrument des wahnhaften Versuchs die Realität, wenn auch nur für einen kurzen Moment, dem eigenen Selbstbild der Superiorität anzupassen, um die reale Einschränkung und Begrenzung dieses eigenen autoritären Bildes der inhumanen Selbstüberhöhung gewaltsam niederzureißen. Die Erniedrigung, die Dehumanisierung und das Auslöschen von zufälligen Zivilisten der als Ursache ihrer als Kränkung empfundenen Subjekts war eine autoritäre Revolte gegen die Realität und zugleich gegen die Idee einer moderneren, weniger autoritären, Gesellschaftsform, die die Versagung dieses Wahns impliziert. Der Hamas, bzw. ihre Individuen als militarisierte Speerspitze des traditionell-arabischen Mannes, die sie zur Bande zusammenschweißt, ging es also um sich selbst, um die Aufrechterhaltung der Identität und Psychohygiene des Selbstbildes als Herrenmenschen. Die Opfer müssen nur das Gegen- von ihrem Selbstbild sein und als Ursache ihrer Kränkung erscheinen; jeder Westler hätte es genauso getan, wie der Islamische Staat es zuvor schon bewiesen hatte. Für nur einen Augenblick sollte das wahnhafte eigene Selbstbild die Realität sein, Vernichtung und Erniedrigung des Widerstandes in der Realität sind also die Instrumente dieses Handels; reale Opfer sind alle Menschen, die erreichbar sind und diesen Widerstand repräsentieren allein durch die Anmaßung ihrer Existenz.
Die Realität als Kränkung des eigenen Selbstbildes
Ein jüdischer Staat auf dem Boden, der als arabisch empfunden wird, und von Menschen bewohnt wird, die noch nicht einmal ansatzweise die gleiche maximale Ausprägung des autoritären Charakters aufweisen, wie sie selbst; die sie leben lassen und ihnen ein ums andere Mal ein Zusammenleben angeboten haben, einen eigenen Staat neben dem ihrigen zuzulassen, nicht aus Schwäche, sondern aus einer Position der Stärke, verwirrt und kränkt die Militanten der Hamas zutiefst. Israel als Zufluchtsort und Urheimat der verfolgten und gedemütigten und in Europa fast ausgerotteten Juden hat sich erlaubt den Kampf mit ihnen aufzunehmen, zu siegen und vor ihrer Haustür einen eigenen modernen Nationalstaat zu gründen. Die schwachen Verlierer und Sündenböcke aller vorhergehenden Zeiten, in den Augen der Hamas, haben einen florierenden Staat mit einer der modernsten und stärksten Armeen aufgebaut und zeigen allen arabischen Nachbarn in ihren dysfunktionalen Staaten, die in Korruption und Armut versinken, von Milizen oder brutalen Autokraten regiert werden, wie man im Nahen Osten erfolgreich ein funktionierendes Gemeinwesen ohne nennenswerte Öl- und Gasvorkommen aufbauen kann. Die Araber bzw. Palästinenser, so ihr angeeigneter Kampfname, der an die antiken Philister anknüpfen möchte, um die älteren Rechte auf das Land in Anspruch zu nehmen, haben nach der Ablehnung jedes Angebots zur Zweistaatenlösung und ihrem Insistieren auf der Zerstörung Israels sich in einer jämmerlichen Existenz wiedergefunden. Militärisch, selbst mit der Unterstützung vieler arabischer und muslimischer Länder, waren und sind sie unfähig gegen Israel etwas auszurichten. Ohne die Unterstützung der UN, des Westen, der Golfstaaten und Israel - die nächste Kränkung - würden sie sogar hungern, wären ohne zentral eingespeisten Strom, wie der Libanon, und hätten nicht ausreichend Trinkwasser. Sie sind vom Almosen der Welt abhängig, weil sie unfähig sind, sich mit der Realität auseinanderzusetzen und aufrüstend auf den endgültigen Sieg über Israel bis zum Sankt Nimmerleinstag warten, weil sie aus der Position der Schwäche die realitätsverweigernde autoritäre Maximalforderung eines maßlosen Siegers stellen. In den anderen arabischen Staaten wird zwar ein Tremolo an Parteinahme für die palästinensische Sache angestimmt, willkommen sind Palästinenser dort als Brüder oder Bürger aber nicht, vielmehr sind sie dort rechtlose Bürger zweiter Klasse, deren einziger Identität, die des Flüchtlings ist, die sie auch noch vererben dürfen.
Das wahnhafte Selbstbild
Mit dem Terrorakt vom 07. Oktober hat sich die Hamas als Establishment des anachronistischen Traums einer Herrschaft alten Zuschnitts mit den Propagandamitteln und den Guerilla-Kriegstaktik der Moderne wieder ins Gedächtnis der Welt zurückgerufen und die Welt zugleich in Brand gesetzt. Die Hamas sind sich der unterschiedlicher Erwartungen an sie bewusst, die sie zur Projektionsfläche von Gegensätzen macht, einerseits als Vorreiter der Errichtung des arabischen Kalifats angesehen zu werden, welches als seine Grenzen nur die Grenzen der Welt akzeptiert, und andererseits als Surrogat des revolutionären Subjekts der unzufriedenen akademisierten Jugend der Ersten Welt zu fungieren. Letztere Projektion mag ihnen, so albern sie ist, schmeicheln, so können sich immerhin als Freiheitskämpfer gegen einen übermächtigen Besatzer gerieren, dürften sich aber heimlich über diese Projektion lustig machen, denn nur die Kalifats-Projektion kommt auch ihrem eigene Selbstbild nahe, und die steht dem revolutionären Subjekt diametral entgegen. Die Propagandaschlacht um repressive Herrschaftsansprüche und progressive Revolutionssurrogate haben die Palästinenser und ihr militärisches Establishment also längst gewonnen, in der Gewaltorgie vom 07.10. ging es ihnen darum, auch die Realität zurechtzurücken. Das explizite Ziel ihres Massakers war ihr eigenes Weltbild real werden zu lassen, eine Kränkung zu revidieren; an den sie Kränkenden Rache zu nehmen und sie auf die äußerste Art und Weise zu demütigen, und daran unbedingt die Welt als Zeuge teilhaben zu lassen. Die Veröffentlichung der Tötungen und Demütigungen ihres Gegners sind dabei das zentrale Element ihres Vorgehens bzw. das Ziel des Massakers. Einerseits wird dadurch ihr eigenes Selbstbild der Superiorität in der Realität durch die Tat bestätigt, andererseits durch Dritte, also durch die Öffentlichkeit anerkannt. Je geschockter und angewiderter sie ist, desto besser, desto echter die Anerkennung; der Herrenmensch kennt keine Gnade gegen die Gegner des eigenen Anspruchs, das soll jeder erfahren. Da die Kränkung schlimmer als der Tod empfunden wird, wird die anschließende Vernichtung durch den Feind in Kauf genommen, oder auf das Wunder gehofft, dass die ganze muslimische Welt auf Israel losgeht. Das sind alles keine rationalen Erwägungen, weder das Ziel der kurzfristigen Überhöhung des eigenen Selbst nach Maßgabe des eigenen regressiven Wunschbild des Herrenmenschen durch die Vernichtung und Demütigung einiger Zivilisten der Feinde als Mittel dazu, noch der mögliche Ausbruch eines weiteren Weltkriegs zu ihren Gunsten machen einen nachhaltigen Unterschied zum Status quo. Revidierbar und bearbeitbar ist rational nur das eigene regressive Selbstbild der Hamas, welches zugleich aber ihre Identität ist und als letzter Anker des zerfallenden Individuums fungiert, und somit diese Möglichkeit gleichsam versperrt. Die Lösung des Konflikts wird also im gewaltsamen Bekriegen des Widerstandes in der Realität bzw. ihrer menschlichen Repräsentanten gesucht. Das Selbstbild der Herrenmenschen der Hamas setzt sich aus drei Hauptmomenten zusammen: denen des Mannes, des Arabers und des Muslims.
Das Ideal des arabischen Mannes ist das des Herrschers, welches er mit vielen anderen traditionellen Kulturen zwar gemein hat, dass sich in kapitalistisch durchgeformten Ländern aber unter dem zivilisierenden Joch des Kapitals und der Tendenz zur Atomisierung abgeschliffen hat und in der Realität des Haustyrannen der Kernfamilie gemündet ist. In der Partnerschaftsehe des Spätkapitalismus ist der Haustyrann zum Bettvorleger geworden, er ist jetzt als Softie auf Augenhöhe mit seiner*m Partner*in. Da das Herrschaftsideal im arabischen Raum meist auch nur in der eigenen Familie gelingt, mündet der Virilismus nach Verheiratung im Patriarchat. Die Kinder werden unter der autoritären Fuchtel des Patriarchen besonders aber der regressiven gesellschaftlichen Institutionen islamistischer Herrschaft zu Mestizen derselben erzogen. Das Mannsein beweist sich durch maximale Anpassung, die durch physische und mentale Stärke zur Schau zur Schau gestellt und durch die unbedingte Opferbereitschaft für die repressive Gemeinschaft bewiesen wird. Wie überall auch ist man erfolgreich, wenn man reich ist, dazu heterosexuell, und ein Gewinner in jeglicher Situation und Gelegenheit. Und wo bleibt die Frau? Gute Frage. Sie ist vor allem für den Mann verfügbar, vorzugsweise in größerer Zahl und in der Märtyrerfantasie der 72 Jungfrauen. Sie ist als Mutter vor allem Instrument für die Zeugung des Nachwuchses und verallgemeinert das Stockholmsyndrom zum Normalfall.
Araber sein bedeutet für denselben, dem edelsten Stamm des menschlichen Geschlechts anzugehören. Auch dieser Chauvinismus ist nicht einzigartig, aber durch kein Ideal der Allgemeinheit und Gleichheit eingeschränkt. In vielen Umfragen, welche die Ausprägung des Rassismus nach Ländern oder Regionen einstufen, belegen arabische Länder meist alle Spitzenplätze. Zwar gib es hier keine wissenschaftlich elaborierte Rassenlehre wie bei den Nazis, aber die Rangfolge ist im arabischen Raum ziemlich klar. Schwarze sind Diener und Sklaven, devot empfundene Ostasiaten stehen nur etwas darüber, deswegen arbeiten gerade sie in der modernisierten Form der Haussklaverei, im Kafalasystem, fast in jeder arabischen Familie als Indoor-Fulltime-Putzkraft, Köchin oder Maid. Ansonsten ist ihnen nur Feldarbeit oder niedere Dienstleistungen erlaubt. Europäer und Amerikaner bewundern Araber oft heimlich aufgrund ihrer Erfolge und militärischer Stärke, aber als Christen und Juden können diese nur minderwertige Schutzbefohlene sein in einer idealen Welt des arabischen Mannes. Als Inbegriff der Individuen der Moderne stehen sie als Ursache für die Kränkung ihrer Ansprüche als Herrscher der Welt.
Der Islam als drittes Moment wird in dieser Kombination sicherlich am meisten überschätzt. Der ungeglaubte Glaube des Islam ist vielmehr an die bestehenden Verhältnisse angepasst und geradezu auf sie zugeschneidert, festigt und prolongiert sie, spiegelt und verstärkt den traditionellen Stammes-Chauvinismus des arabischen Mannes seit seiner Erfindung. Der instrumentelle Charakter einer Religion ist wohl nirgends so ausgeprägt wie im Islam. Bereits seit Mohammeds Erfindung der dritten großen monotheistischen Religion, um dem byzantinischen-christlichen Imperialismus etwas entgegenzusetzen und eine Legitimation für die Eroberung der Welt zu erschaffen, atmet sie den Geist des spirituellen Vorwandes, die Welt zu unterwerfen, der bspw. im Christentum als Seufzer der bedrängten Kreatur erst im Laufe der Zeit hinzutrat, und nicht etwa die heimliche Ursache ihrer Gründung war. Die Religion ist das Feigenblatt zu jeder Gräueltat, die der Herrenmensch sich anmaßt, sie stiftet das gute Gewissen, es in Gottes Namen zu tun „bismillah“. Als ein Hamasmörder am 07.10. in einer selbst gefilmten Videoaufnahme einen am Boden gefesselten Thailändischen Feldarbeiter, der in einem der überfallenen Kibbuzim wohnte, mit einer Schaufel zu köpfen versuchte, schrie er bei jedem Schlag „Allahu Akbar“. Er konnte es wahrscheinlich selber gar nicht fassen, was er tat, aber mit Gottes Willen und Hilfe, konnte er es sich anscheinend vor seinem Gewissen selbst rechtfertigen. Unterschiedslos wurde nicht nur nach Geschlecht und Alter getötet und gequält, sondern auch unterschiedslos was Ethnie und Staatsangehörigkeit betraf, keineswegs waren nur die Juden und Israelis das Ziel, wie Antisemitismusforscher aller Couleur unterstellen, sondern einfach alle Menschen, die in Reichweite waren, und es wagten, auf Arabisch empfundenen Boden nicht unter den Fittichen der Herrenmenschen der Hamas zu leben. Die vielen internationalen Besucher des Musikfestivals, dutzende thailändische Arbeiter, sogar Araber und Beduinen wurden niedergemetzelt. Das Töten folgte generell dem faschistischen Muster, alles unwerte und sich wehrende Leben auszumerzen, zu demütigen, welches sich im besonderen arabischen Selbstverständnis von Hamas und Muslimbrüdern ausdrückte, selbst im Tötungsakt sich noch einmal über es zu stellen, gleichzeitig also zu töten und den Leichen die letzte Würde zu nehmen, in dem man ihre Körper verstümmelt oder die Opfer qualvoll sterben lässt. In diesem Wahn soll der nicht erreichbare und übermächtige Opponent gedemütigt und ihm seine Inferiorität vor Augen geführt werden.
Aus diesen drei Momenten folgt der Militarismus der Hamas geradezu zwangsläufig, dieser hat also nur einen analytischen Charakter, Gewalt und Prestige ergeben sich logisch aus den vorher genannten autoritären Momenten des wahnhaften Selbstbildes der Hamas. Das Militär, die Miliz ist die Krone der Gemeinschaft, ihr Establishment, das höchste Prestige erfährt man hier, sie dient nicht dem Schutz des Gemeinwesens, sondern umgekehrt es verlangt absolute Unterordnung unter ihre Belange. Gesellschaftlicher Aufstieg wird vor allem durch die Mitgliedschaft im Militär möglich. Als Märtyrer zu sterben wird belohnt, die Hinterlassenen bekommen eine Rente, die Bilder der Märtyrer werden im Stadtbild präsentiert, und wer daran glaubt, darf im Himmel mit 72 Jungfrauen schlafen. Der bewaffnete Mann - Juden und Christen als Schutzbefohlene dürfen keine Waffen tragen - dafür aber erhöhtes Schutzgeld zahlen, ist das Symbol seiner Vorherrschaft über die Gemeinschaft, der er vorgibt zu dienen.
Die Erlösungsideologie der Hamas-Charta ist die zugespitzte und brutalisierte Illusion aller, die sich zuerst als Araber und Muslime definieren, und dann erst als Menschen: Wenn Israel zerstört wird, wird alles besser. Wie es dann aber wirklich wird, haben die Bewohner des Gazastreifens bereits erfahren: Sie sind das unterdrückte Kanonenfutter für die Medien im Guerillakrieg der Hamas, Jubelperser und Märtyrer-Stoff für Al-Jazeera. Wer nicht Opfer sein will, bekommt das Stockholmsyndrom, wird rekrutiert und darf Märtyrer werden. So brutal, genozidal diese Erlösungsideologie auch ist, und, wie man gesehen hat, kann sie auch ganz real werden, so ist sie aber doch nur eine Rationalisierung des Irrationalen. Die Zerstörungs- und Tötungsorgie ist eigentlich ein Kampf gegen die Realität, die sich aber letztendlich den Suprematiewünschen von Herrenmenschen nicht beugt. Die Ohnmacht des faschistischen Wahns der Selbstüberhöhung erklärt die äußerste Brutalität des Mordens wesentlich besser als jeder Antisemitismus, den man gerne in Erziehung und Propaganda übernimmt, der aber überproportional von außerhalb des arabischen Raumes herangetragen wird. Mit den hohlen Schlagwörtern der akademisierten Linken wie Antiimperialismus, Antikolonialismus kann die Hamas in der Realität überhaupt nichts anfangen, außer es als Propagandamaterial zu instrumentalisieren. Das romantische Bild des Revolutionärs mag ihnen schmeicheln, grundsätzlich sind sie aber selbst die eifrigsten, wenn auch verhinderten, Imperialisten und Kolonialisten, misogyne Missionare und Unterdrücker von Minoritäten und Vielfalt in jeder Hinsicht.
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