Statistics Corner
Die Gemeinsamkeit des sozialen Reagierens ist wesentlich die des sozialen Drucks. Nur darum vermag die empirische Sozialforschung in ihrer Konzeption des Mehrzahlbereichs so souverän über die Individuation hinwegzusetzen, weil die Menschen noch keine sind. In einer befreiten Gesellschaft würde die Statistik positiv, was sie heute negativ ist, eine Verwaltungswissenschaft, aber wirklich eine zur Verwaltung von Sachen, nämlich Konsumgütern und nicht von Menschen. (Adorno GS 8, 207)
Die Nichtwähler haben die Wahl in Italien mit großem Vorsprung "gewonnen"
Italien hat gewählt, und der stärkste Block ist - mit über 20 % Vorsprung zum offiziellen Wahlsieger - der der Nicht-Wähler, welcher 36% aller potentiellen Stimmen umfasst. Das heißt: 18 Mio. Italiener sind zu der Erkenntnis gelangt, dass es für ihr Leben keinen Unterschied mehr macht, wer sie regiert. Sie haben schlichtweg keine Lust mehr auf das ritualisierte Wahl-Brimborium der Einbeziehung in die Politik, deren eigentliche Funktion nach Stimmabgabe ohnehin ihr Ausschluss ist.
Die rechtskonservative Koalition aus den Wahlsiegern von Fratelli d’Italia, Lega und Forza Italia - die 43% der Wähler, also nur 28% der Wahlberechtigten wählten, das sind 14 Mio. von 50 Mio. - haben im Prinzip ein Wahlprogramm, das aus einem einzigen Punkt besteht, welches die Wutbürger, die ansonsten wahrscheinlich auch zu Hause geblieben wären, zur Urne treibt: "Wir, die kleinen Leute, gegen das Establishment der Profiteure unserer Verarmung, die moralisierenden Heuchler Italiens und der EU mit ihren Wohlstandsproblemen um Identität und Geschlecht. Wenn ihr uns wählt, zahlen wir es denen heim." In Giorgia Melonis Wahlkampf wurde dazu die melancholische Melodie der Vergangenheit angestimmt, zurück zum Italien ihrer Kindheit oder noch besser zur Kindheit ihrer Eltern. Ein Italien, dass aussieht wie Italien, in denen die Italiener aussehen wie Italiener. Gott, Familie, Vaterland. Aber auch, das unterscheidet sie von Flachzangen wie Berlusconi und Salvini und auch den AfD-Kleinkriminellen, Westbindung: keine Unterstützung von Diktatoren, Reformierung anstatt Zerstörung der EU. Ein Kryptofaschismus, der sich durch chauvinistische Abgrenzung des Italienischen definiert, nicht auf Vernichtung anderer abzielt. Ein Italien, mit dem man mit einfachen Jobs und kleinen Läden über die Runden kam, und man sich keine großen Sorgen machen musste. Ein Italien der Illusionen, ein Paradies der Kleinbürger alten Schlages, für die die Vergangenheit die Projektionsfläche ihrer Wünsche darstellt.
Dabei kommt die Vergangenheit schneller zurück als man es wahrhaben möchte. Von den 6 Mio. arbeitslosen Italienern, so stellte das Business-Medienunternehmen Bloomberg mit Schrecken fest, sind 2,62 Mio. Bürger überhaupt nicht mehr vom Arbeitsmarkt zu erreichen, sie leben von Almosen, Gelegenheitsjob, üben Subsistenzwirtschaft aus, wenn sie einen Flecken Erde besitzen oder sind als Kleinkriminelle unterwegs; Existenzweisen wie aus vorkapitalistischen Epochen. Während sich der Rest um die verbliebenden Arbeitsplätze des oligarchisierten Kapitals balgt in einem Land ohne Mindestlohn, welches auf die Millionen von Migranten angewiesen ist, die sie nicht rein lassen möchten, weil sie das alte Italien zerstören. Auf diese können sie aber mittlerweile nicht mehr verzichten, um nicht selbst in den Dienstleistungs- und Agrarindustriesektoren für Hungerlöhne schuften zu müssen. Denn billig produzierte Lebensmittel und Dienstleistungen der Migranten sind die letzte Garantie, damit die Italiener selbst noch einigermaßen vernünftig leben können. Zustände, die nur noch Formalien von der Sklaverei der Antike oder der Leibeigenschaft des Mittelalters mehr trennen. Im Spätkapitalismus werden auch noch die letzten bornierten Ideologien kassiert: Satt und Zufrieden sind nur noch die happy fews.
Italien hat gewählt, und der stärkste Block ist - mit über 20 % Vorsprung zum offiziellen Wahlsieger - der der Nicht-Wähler, welcher 36% aller potentiellen Stimmen umfasst. Das heißt: 18 Mio. Italiener sind zu der Erkenntnis gelangt, dass es für ihr Leben keinen Unterschied mehr macht, wer sie regiert. Sie haben schlichtweg keine Lust mehr auf das ritualisierte Wahl-Brimborium der Einbeziehung in die Politik, deren eigentliche Funktion nach Stimmabgabe ohnehin ihr Ausschluss ist.
Die rechtskonservative Koalition aus den Wahlsiegern von Fratelli d’Italia, Lega und Forza Italia - die 43% der Wähler, also nur 28% der Wahlberechtigten wählten, das sind 14 Mio. von 50 Mio. - haben im Prinzip ein Wahlprogramm, das aus einem einzigen Punkt besteht, welches die Wutbürger, die ansonsten wahrscheinlich auch zu Hause geblieben wären, zur Urne treibt: "Wir, die kleinen Leute, gegen das Establishment der Profiteure unserer Verarmung, die moralisierenden Heuchler Italiens und der EU mit ihren Wohlstandsproblemen um Identität und Geschlecht. Wenn ihr uns wählt, zahlen wir es denen heim." In Giorgia Melonis Wahlkampf wurde dazu die melancholische Melodie der Vergangenheit angestimmt, zurück zum Italien ihrer Kindheit oder noch besser zur Kindheit ihrer Eltern. Ein Italien, dass aussieht wie Italien, in denen die Italiener aussehen wie Italiener. Gott, Familie, Vaterland. Aber auch, das unterscheidet sie von Flachzangen wie Berlusconi und Salvini und auch den AfD-Kleinkriminellen, Westbindung: keine Unterstützung von Diktatoren, Reformierung anstatt Zerstörung der EU. Ein Kryptofaschismus, der sich durch chauvinistische Abgrenzung des Italienischen definiert, nicht auf Vernichtung anderer abzielt. Ein Italien, mit dem man mit einfachen Jobs und kleinen Läden über die Runden kam, und man sich keine großen Sorgen machen musste. Ein Italien der Illusionen, ein Paradies der Kleinbürger alten Schlages, für die die Vergangenheit die Projektionsfläche ihrer Wünsche darstellt.
Dabei kommt die Vergangenheit schneller zurück als man es wahrhaben möchte. Von den 6 Mio. arbeitslosen Italienern, so stellte das Business-Medienunternehmen Bloomberg mit Schrecken fest, sind 2,62 Mio. Bürger überhaupt nicht mehr vom Arbeitsmarkt zu erreichen, sie leben von Almosen, Gelegenheitsjob, üben Subsistenzwirtschaft aus, wenn sie einen Flecken Erde besitzen oder sind als Kleinkriminelle unterwegs; Existenzweisen wie aus vorkapitalistischen Epochen. Während sich der Rest um die verbliebenden Arbeitsplätze des oligarchisierten Kapitals balgt in einem Land ohne Mindestlohn, welches auf die Millionen von Migranten angewiesen ist, die sie nicht rein lassen möchten, weil sie das alte Italien zerstören. Auf diese können sie aber mittlerweile nicht mehr verzichten, um nicht selbst in den Dienstleistungs- und Agrarindustriesektoren für Hungerlöhne schuften zu müssen. Denn billig produzierte Lebensmittel und Dienstleistungen der Migranten sind die letzte Garantie, damit die Italiener selbst noch einigermaßen vernünftig leben können. Zustände, die nur noch Formalien von der Sklaverei der Antike oder der Leibeigenschaft des Mittelalters mehr trennen. Im Spätkapitalismus werden auch noch die letzten bornierten Ideologien kassiert: Satt und Zufrieden sind nur noch die happy fews.
Ausbeutungsstaat China
Die Wirtschaft stöhnt: in China steigen die Arbeitskosten, es sei gar kein Niedrig- sondern mittlerweile ein Mittellohnland. Die Mindestlöhne liegen 2022 je nach Provinz zwischen 180 - 380$; der Gini-Koeffizient, der die Ungleichverteilung des Reichtums eines Landes anzeigt, hat mit einem Wert von 0,465 westliche Ausmaße angenommen (Alle Werte: OECD). Erste Unternehmen ziehen von der Küste in das billigere Inland um oder gleich ins Ausland. Im Westen wird gern vom kontrafaktischen Gesellschaftsvertrag der Chinesen geredet: wirtschaftlicher Aufstieg der Bevölkerung gegen politische Unmündigkeit. Damit wird gern die eigene moralische Überlegenheit der parlamentarischen Demokratie gegenüber den Autokraten der kommunistischen Partei unterstrichen. In Wahrheit geht der Deal anders: die billige Arbeitskraft des chinesischen Volks wird vom chinesischen Machtapparat an den Westen und zunehmend an inländisches Kapital verscherbelt, um China den Aufstieg zur Supermacht zu ermöglichen. Davon profitieren beide: die einen werden noch reicher, die anderen auch, um sich mit Vernichtungsmitteln hochzurüsten und auch mal andere Staaten vor sich herzutreiben. Ein Deal wie zwischen zwei koexistierenden Mafiabanden, aber Normalität im Spätkapitalismus, wo gesellschaftlich erarbeiteter Reichtum wieder ganz zur Machtfrage geworden ist. In China hat sich ein ganz anderes Narrativ etabliert, nicht weniger absurd als das westliche, die moralische Überlegenheit der eigenen Macht gegenüber dem Westen zu rechtfertigen. Ein marxistischer Philosoph, immerhin einer der wichtigsten 100 Philosophen Chinas aller Zeiten, drückte es so aus: „Der Sozialismus [in China] ist durch das Lernen vom Kapitalismus zu errichten.“
Die Wirtschaft stöhnt: in China steigen die Arbeitskosten, es sei gar kein Niedrig- sondern mittlerweile ein Mittellohnland. Die Mindestlöhne liegen 2022 je nach Provinz zwischen 180 - 380$; der Gini-Koeffizient, der die Ungleichverteilung des Reichtums eines Landes anzeigt, hat mit einem Wert von 0,465 westliche Ausmaße angenommen (Alle Werte: OECD). Erste Unternehmen ziehen von der Küste in das billigere Inland um oder gleich ins Ausland. Im Westen wird gern vom kontrafaktischen Gesellschaftsvertrag der Chinesen geredet: wirtschaftlicher Aufstieg der Bevölkerung gegen politische Unmündigkeit. Damit wird gern die eigene moralische Überlegenheit der parlamentarischen Demokratie gegenüber den Autokraten der kommunistischen Partei unterstrichen. In Wahrheit geht der Deal anders: die billige Arbeitskraft des chinesischen Volks wird vom chinesischen Machtapparat an den Westen und zunehmend an inländisches Kapital verscherbelt, um China den Aufstieg zur Supermacht zu ermöglichen. Davon profitieren beide: die einen werden noch reicher, die anderen auch, um sich mit Vernichtungsmitteln hochzurüsten und auch mal andere Staaten vor sich herzutreiben. Ein Deal wie zwischen zwei koexistierenden Mafiabanden, aber Normalität im Spätkapitalismus, wo gesellschaftlich erarbeiteter Reichtum wieder ganz zur Machtfrage geworden ist. In China hat sich ein ganz anderes Narrativ etabliert, nicht weniger absurd als das westliche, die moralische Überlegenheit der eigenen Macht gegenüber dem Westen zu rechtfertigen. Ein marxistischer Philosoph, immerhin einer der wichtigsten 100 Philosophen Chinas aller Zeiten, drückte es so aus: „Der Sozialismus [in China] ist durch das Lernen vom Kapitalismus zu errichten.“
Reichtumsverteilung, weltweit
Wenn von Verteilungsgerechtigkeit – das Schlagwort der Linken - die Rede ist, heißt das, dass sich die Menschen sogar zu den von ihnen selbst hergestellten Produkten wie zu den geraubten, also wie eine Bande zur Beute, verhalten.
Wenn selbst dieses Verhalten kein Anstoß mehr erregt, dann vielleicht wie die Beute, der Reichtum der Welt, unter den Menschen verteilt ist. Unter normalen Umständen müssten eigentlich auch dem borniertesten Anhänger des Kapitalismus die Augen aufgehen, dass das Kapitalverhältnis in einer unmenschlichen Welt geendet ist. Also solchen Leuten, die andauernd von der ökonomischen Überlegenheit des Kapitals schwafeln, wenn sie auf ihr eigenes Leben in den Zentren desselben starren. Denn man erkennt deutlich, dass vier Fünftel der Welt ein Armenhaus sind, und es sich nur in einem Fünftel zumindest materiell aushalten lässt.
Die enorme Produktivkraftentwicklung durch das Kapital war eigentlich ein Versprechen, allen Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen. Aber allein die Arbeitsbevölkerung der Zentren kann auskömmlich leben, und zwar nur, weil sie vom Antipoden des Kapitals zu dessen Komplizen geworden ist und als Juniorpartner ebenso von der Ausbeutung der Dritten Welt profitiert, wie jenes. Zu Spottpreisen schließlich können von dort Kleidung, Nahrungsmittel und Allerweltsprodukte erworben werden, die dort in Sweatshops, auf den Feldern und Fabriken hergestellt werden, zu Löhnen, die wie im Frühkapitalismus die Menschen gerade so am Leben lassen. Dazu kommt, dass die Produkte in den Zentren des Kapitalismus einen viel höheren Anteil vergegenständlichter Arbeit besitzen, die der Ersten Welt durch einen nie mehr von der Dritten Welt aufzuholenden Vorsprung durch Technik und Markenpsychologie enorme Profite bescheren. Mit diesem uneinholbaren Vorsprung in der Mehrwertgenerierung muss dann nur noch ein Bruchteil desselben für die billigen Produkte der ausgebeuteten Welt bezahlt werden, der Rest wird wieder in die Akkumulation geworfen und dadurch die Ungleichverteilung weiter treibhausartig forciert.
Wenn von Verteilungsgerechtigkeit – das Schlagwort der Linken - die Rede ist, heißt das, dass sich die Menschen sogar zu den von ihnen selbst hergestellten Produkten wie zu den geraubten, also wie eine Bande zur Beute, verhalten.
Wenn selbst dieses Verhalten kein Anstoß mehr erregt, dann vielleicht wie die Beute, der Reichtum der Welt, unter den Menschen verteilt ist. Unter normalen Umständen müssten eigentlich auch dem borniertesten Anhänger des Kapitalismus die Augen aufgehen, dass das Kapitalverhältnis in einer unmenschlichen Welt geendet ist. Also solchen Leuten, die andauernd von der ökonomischen Überlegenheit des Kapitals schwafeln, wenn sie auf ihr eigenes Leben in den Zentren desselben starren. Denn man erkennt deutlich, dass vier Fünftel der Welt ein Armenhaus sind, und es sich nur in einem Fünftel zumindest materiell aushalten lässt.
Die enorme Produktivkraftentwicklung durch das Kapital war eigentlich ein Versprechen, allen Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen. Aber allein die Arbeitsbevölkerung der Zentren kann auskömmlich leben, und zwar nur, weil sie vom Antipoden des Kapitals zu dessen Komplizen geworden ist und als Juniorpartner ebenso von der Ausbeutung der Dritten Welt profitiert, wie jenes. Zu Spottpreisen schließlich können von dort Kleidung, Nahrungsmittel und Allerweltsprodukte erworben werden, die dort in Sweatshops, auf den Feldern und Fabriken hergestellt werden, zu Löhnen, die wie im Frühkapitalismus die Menschen gerade so am Leben lassen. Dazu kommt, dass die Produkte in den Zentren des Kapitalismus einen viel höheren Anteil vergegenständlichter Arbeit besitzen, die der Ersten Welt durch einen nie mehr von der Dritten Welt aufzuholenden Vorsprung durch Technik und Markenpsychologie enorme Profite bescheren. Mit diesem uneinholbaren Vorsprung in der Mehrwertgenerierung muss dann nur noch ein Bruchteil desselben für die billigen Produkte der ausgebeuteten Welt bezahlt werden, der Rest wird wieder in die Akkumulation geworfen und dadurch die Ungleichverteilung weiter treibhausartig forciert.