
- Tobias Baranski
Trumps zweite Amtszeit macht Schluss mit der 100jährigen überaus fruchtbaren Identitätskrise Amerikas. Sie macht Schluss mit Amerikas widersprüchlicher Identität als Hegemon der Welt und als ihr Vorbild zugleich, welche es den USA erlaubte, sowohl ihr Eigeninteresse als auch das Weltinteresse zur Not mit Gewalt durchzusetzen. Dieser Widerspruch war fruchtbar, weil Eigen- und Allgemeininteresse aufeinander verwiesen. Die politische Stärke als Hegemon wurde legitimiert durch den Anspruch auch moralischer Hegemon zu sein, sodass politisches und militärisches Eingreifen im Weltgeschehen gerechtfertigt werden konnten, dieses Eingreifen wiederum konnten nur aus dieser Stärke überhaupt realisiert werden. Rückfälle in Egoismus und Moralismus waren so möglich und geschahen bisweilen, waren aber nicht die Regel im Amerikas Geschichte. Dieser fruchtbare Widerspruch amerikanischer Identität weicht nun einem unauflösbaren Zwiespalt des Trumpismus, nämlich dem des kleinbürgerlichen Isolationismus und einem neuen Imperialismus, der der Trumpschen Logik des Beutemachens folgt, des Deals als Angebot, das niemand ablehnen könne. Konsequent sind somit die handlungsleitenden Widersprüche der Trump-Regierung, nämlich die Besitzstandwahrung, das Abschotten, das Sichern der Beute und zugleich das Ausschauhalten nach neuer Beute. Die Beutegemeinschaft soll die Republik ersetzten, sie soll die politische Einheit durch die Gefolgschaft eines zufriedengestellten kleinbürgerlichen Massenrackets sichern; wo das nicht hilft, hilft Big Tech weiter beim Manipulieren der öffentlichen Meinung in den Sozialen Medien und bei den nächsten Wahlen. Es handelt sich hierbei um eine Zäsur - wenn diese „Politik“ Trumps Amtszeit überdauern sollte -, die in der Geschichte der USA einzigartig ist, und den Kalten Krieg und den Zusammenbruch des Ostblocks in den Schatten stellen könnte. Zugleich ist diese Zäsur auch die äußerste politische Konsequenz der gesellschaftlichen Entwicklung im Spätkapitalismus, die die historisch verzögernden Momente des politischen Überbaus, für den der alte republikanische Nationalstaat noch steht, abwickelt: die Ökonomisierung der Politik, die Monopolisierung und Anhäufung der Macht nach dem Vorbilde der Akkumulation des wirtschaftlichen Reichtums um seiner selbst willen. Die USA reihen sich ein in die Reihe der autokratischen Staaten. Der Eine-Partei-Staat China und das vom organisierten Verbrechen übernommene Russland sind die letzten Beute-Rivalen um die Welt und zugleich die natürlichen Buddys, um kleinere Konkurrenten niederzuhalten. Die politische Sphäre der zweiten Natur hat den Zoo als Vorbild. Europa, einst befriedet nach dem amerikanischen Vorbild und durch großzügige Hilfe wieder zurück zu Wohlstand gebracht, spielt heute eine ähnliche Rolle wie früher Amerika gegenüber den Diktaturen der Welt. Europa präsentiert die Residuen der französischen Revolution innerhalb der politischen Sphäre, die nervige und unentschiedene, und daher schwache, Verkörperung der Idee der Versöhnung des allgemeinen mit dem besonderen Interesse, welche eine so große Anziehungskraft für die Menschheitsgeschichte ausübte, weil sie Emanzipation vom Naturzustand versprach. Deswegen muss das schwache Europa umgemodelt werden nach dem Vorbild der Buddys. Vor diesem Hintergrund ist die Rede des amerikanischen Vizepräsidenten Vance auf der Münchener Sicherheitskonferenz zu verstehen. Diese Rede gab jedem zu verstehen, dass hinter dem Trumpismus, selber eine revanchistische Ausgeburt des Irrationalismus, der offene Wahnsinn seiner Anhänger lauert.

- Tobias Baranski
Dass die Kritische Theorie zum Hobby von Neurotikern geworden ist, ist die Konsequenz der richtigen Einschätzung der Kraft ihrer Gedanken, Menschen zu erreichen. Kurz gesagt, man wundert sich mit ihr nur noch in verkauzter Weise, warum die Revolution nicht stattgefunden hat, warum die Menschen sich das antun? Man kommt dann irgendwann zu der idiotischen Antwort, die dialektischen Materialismus in Anthropologie verwandelt, dass die Menschen halt so sind. Zwar hat der historische Materialismus zurecht behauptet, dass die gesellschaftlichen Umstände die Menschen zu dem machen, was sie sind. Wenn sich aber die historischen gesellschaftlichen Zustände nicht mehr ändern, schon gar nicht nach Maßgabe menschlicher Vernunft, dann ergibt diese Unterscheidung keinen Sinn mehr. Die Umstände bestimmen ihre Menschen und die Menschen wiederum ihre Umstände. Dialektik muss zwangsläufig den Ewigkeitswissenschaften der Anthropologie, Soziologie oder Ökonomie kurzum den Human- oder Sozialwissenschaften Platz machen. Wissenschaften, die die Menschen und ihre gesellschaftlichen Umstände zurecht besser erklären können als die Metaphysik der Vernunft. Ohnmacht ist ubiquitär.

- Tobias Baranski
Die normale Reaktion auf ein Pogrom, in dem Menschen abgeschlachtet, verstümmelt, gedemütigt, vergewaltigt oder entführt werden, ist zumindest Mitleid mit den Opfern und Ekel, Wut oder Hass gegenüber den Tätern zu empfinden. Damit rechnete wohl auch einige Israelis als sie nach dem sadistischen Morden der Hamas am 7.10.2023 begriffen, was überhaupt geschehen war. Stattdessen aber erwachten sie, noch bevor die Toten und Entführten gezählt, die Verteidigung organisiert war und eine weitere Bekämpfung der Täter überhaupt erst erfolgte, in einer antisemitischen Dystopie. In den westlichen Metropolen des Wohlstandes gingen die Menschen zu Hunderttausenden auf die Straße, von New York, über Paris und London bis nach Berlin reihten sie sich in die Reihen von Hamas-Anhängern und radikalen Antisemiten ein, um gegen die Opfer, nicht die Täter, zu demonstrieren, deren Taten sie als berechtigt ansahen, eine Selbstverteidigung der Opfer, das „Nie wieder“ durch die Zerstörung der Terrororganisation hingegen nicht. Ihre Vorwürfe stattdessen: Genozid an den „Palästinensern“, illegale Okkupation von Land, Apartheid, Rassismus; ihre Schlussfolgerungen: das sadistische Morden ist gerechtfertigt, eine Selbstverteidigung Israels nicht rechtmäßig. Ihre Forderungen: die Abwicklung des Staates Israel, „From the River to the Sea, Palestine will be free“. Was sind das für Menschen, die die Realität verdrehen oder leugnen, daraus falsche Prämisse fabrizieren und zur Schlussfolgerung kommen, dass die Opfer vernichtet und die Täter belohnt gehören? Es handelt sich schließlich in der Mehrzahl um ganz normale Bürger, nicht um weltfremde Höhlenbewohner, im Alltag sind diese bestimmt keine Unmenschen und besitzen auch keine sardonische Boshaftigkeit oder schwarzen Humor. Viele sind ganz ernsthaft gegen jede Gewalt, haben gute Jobs oder wollen welche haben, in denen sie Verantwortung übernehmen, sich entfalten und „Gutes bewirken“ können. Auf der Straße aber solidarisieren sie sich mit der Hamas, die das größte Pogrom an den Juden seit der systematischen Vernichtung des europäischen Judentums durch die Nazis veranstaltet hat. Was sagt das über eine Gesellschaft aus, in der sich gerade diese protestierenden Menschen als Avantgarde derselben betrachten? In der diese Menschen - akademisiert, nett und höflich, sich oft links einordnend, antirassistisch, meist jung – plötzlich die Menschheitsbedrohung der Klimaerwärmung vergessen und sich stattdessen mit einer Mörderbande solidarisieren und sich mit ihrem Ziel, der Vernichtung Israels, identifizieren.

- Tobias Baranski
Am Morgen des 07.Oktober 2023 drangen schwer bewaffnete Killerschwadrone der Hamas aus dem Gazastreifen in israelisches Staatsgebiet ein. Ein Ablenkungsmanöver im Westjordanland und ein Regen von 5000 Raketen reichten aus, um die so ruhmreiche israelische Armee und andere Sicherheitsbehörden in die Irre zu führen. Die sich hinter dem technisch hoch gerüsteten Zaun sicher fühlenden Bewohner wurden zur leichten Beute der mit Drogen aufgeputschten und vom eigenen Erfolg euphorisierten Mörderbanden. Was sich dann abspielte, waren keine militärischen Manöver, um Geländegewinne zu erreichen, die IDF zu schwächen oder Ähnliches, sondern es begann das unterschiedslose Abschlachten, Hinrichten, Verstümmeln, Vergewaltigen, Verbrennen und Köpfen von Frauen, Männer, Alten, Kindern und Babys in den grenznahen Kibbuzim, das Vorführen ihrer Leichen oder der noch lebenden geschundenen Körper und das Filmen, der in Todesangst befindlichen Geiseln. Zeitgleich wurden diese Gewalttaten veröffentlicht, untermalt mit dem kultivierten Tourettesyndrom des Islams „Allahu Akbar“. Nichts sollte verheimlicht werden, der sadistisch anmutende Blutrausch wurde öffentlich zelebriert. Die Gräueltaten und ihre Zurschaustellung waren aber weder ein psychologisches Mittel der Einschüchterung noch ein sadistischer Blutrausch einer außer Kontrolle geratene plündernden Soldateska, sondern der eigentliche Zweck der Operation.

- Tobias Baranski
Mit Katar hat sich ein winziger Wüstenstaat von 300000 Einwohnern die Fußball-WM bei der FIFA und ihren gierigen Heloten eingekauft. Ziel ist es, die durch seine Öl- und Gasvorkommen märchenhaft angehäuften Reichtümern in politische Macht zu verwandeln, um die Clan-Herrschaft des Al-Thani-Rackets international abzusichern. Die Langzeitstrategie „sportswashing“ ist dabei nur ein Instrument des Golfstaates, um Normalisierung vorzutäuschen und internationale Reputation zu erlangen, mit dem Ziel langfristig im „Konzert der Nationen“[1] mitzuspielen. Unverzichtbar ist Katar bereits als Öl- und Gaslieferant, als Anteilseigner der mächtigsten Konzerne, als Waffenkäufer, Verkehrshub, politischer Vermittler und Luxusoase. Hinter Katar steht die Herrschaft des Al-Thani-Clans. Dieser Clan verlässt sich nicht einfach darauf, seinem Herrschaftsbereich die Legitimation eines nur formalen Nationalstaates überzustreifen, denn das hat Kuwait einst auch nicht vor dem irakischen Eroberungsversuch bewahrt. Katar will sich in die Weltgemeinschaft möglichst glanzvoll integrieren, ein ganz normaler und unverzichtbarer Staat unter vielen werden, um sich die Unterstützung und Sicherheitsgarantien der Staatengemeinschaft zu sichern. Die Methoden, die Katar dafür benutzt - Bestechung, Erpressung, Absprache, Drohung, Täuschung und Lügen -, sind aus direkt aus dem Instrumentenkoffer eines ganz banalen Mafiarackets entnommen. Mit dem Eintritt in das „Konzert der Nationen“ durch die Propagandashow „Fußball-WM“ hat Katar aber vor allem eines bewiesen: Wenn mafiöse rücksichtlose Herrscherrackets es schaffen in die „große Familie der Nationen“ aufgenommen zu werden, dann hat diese große Familie selbst schon Charakter eines Rackets angenommen. Katar befindet sich damit nicht mehr in guter Gesellschaft, sondern ist inmitten der ehrenwerten Gesellschaft angekommen, unter deren Schutz es sich sicher aufgehoben fühlt.