
- Tobias Baranski
Mit Katar hat sich ein winziger Wüstenstaat von 300000 Einwohnern die Fußball-WM bei der FIFA und ihren gierigen Heloten eingekauft, um seine durch Öl- und Gasvorkommen märchenhaft Reichtümern in politische Macht zu verwandeln. Die Langzeitstrategie „Sport“ ist dabei ein Instrument des Golfstaates, um Normalisierung vorzutäuschen und internationale Reputation zu erlangen, mit dem Ziel langfristig im „Konzert der Nationen“[1] mitzuspielen. Unverzichtbar ist Katar bereits als Öl- und Gaslieferant, als Anteilseigner der mächtigsten Konzerne, als Waffenkäufer, Verkehrshub, politischer Vermittler und Luxusoase. Hinter Katar steht die Herrschaft des Al-Thani-Clans. Dieser Clan verlässt sich nicht einfach darauf, seinem Herrschaftsbereich die Legitimation eines nur formalen Nationalstaates überzustreifen, denn das hat Kuwait einst auch nicht vor dem irakischen Eroberungsversuch bewahrt. Katar will sich in die Weltgemeinschaft möglichst glanzvoll integrieren, ein ganz normaler und unverzichtbarer Staat unter vielen werden, um sich die Unterstützung und Sicherheitsgarantien der Staatengemeinschaft zu sichern. Die Methoden, die Katar dafür benutzt - Bestechung, Erpressung, Absprache, Drohung, Täuschung und Lügen -, sind aus direkt aus dem Instrumentenkoffer eines ganz banalen Mafiarackets entnommen. Mit dem Eintritt in das „Konzert der Nationen“ durch die Propagandashow „Fußball-WM“ hat Katar aber vor allem eines bewiesen: Wenn mafiöse rücksichtlose Herrscherrackets es schaffen in die „große Familie der Nationen“ aufgenommen zu werden, dann hat diese große Familie selbst schon Charakter eines Rackets angenommen. Katar befindet sich damit nicht mehr in guter Gesellschaft, sondern ist inmitten der ehrenwerten Gesellschaft angekommen, unter deren Schutz es sich sicher aufgehoben fühlt.

- Tobias Baranski
Mit dem heroischen Kampf der Ukrainer für ihr Land, das kein russischer Vasall, sondern Teil der freiheitlich-demokratischen Welt sein möchte, ist dem Westen ein riesiger Propagandaerfolg gratis ins Haus geschneit, und was raten deutsche Intellektuelle den Kämpfern für die regelbasierte Welt, der freiheitlich-demokratische Grundordnung, den Völker- und Menschenrechten, der unabhängigen Justiz, der prosperierenden Wirtschaft, der Werteallianz und wie das alles heißt: Gebt auf, zu gefährlich! Wir machen einen Kompromiss mit Putin, wo ihr das alles vergessen könnt. Hauptsache, er hört auf, uns mit der Atombombe zu drohen. So ernst meinen wir das nun doch nicht mit Freiheit und Demokratie. April, April!

- Tobias Baranski
Ob die Kühnert-Doku des NDR zu dem Zweck gedreht wurde, auch dem letzten Jugendlichen das politische Engagement in einer Partei auszureden? Wahrscheinlich nicht, aber die Wirkung ist verheerend. Kühnert, Augenränder und Dreitagebart, stapft in der über drei Jahre angelegten Doku in sechs Folgen kaffeeschlürfend, kettenrauchend und wie ferngesteuert durch die menschenfeindliche Bürolandschaften der SPD-Zentrale von einer nervtötenden Sitzung voller graugesichtiger Gestalten zur nächsten. Mit seinen 30 Jahren ist er bereits ein abgehärteter Einzelkämpfer, der sich inmitten einer lebens- und denkfeindlichen Umwelt seinen Weg an die Spitze einer altersschwachen und müden Organisation bahnen möchte, die seit über 150 Jahren, stets sich an die herrschenden Verhältnisse anpassend, existiert. Rauchend und eckenstehend muss er den debilen Smalltalk seiner Genossen ertragen, ebenso wie die Schlurfigkeit seiner Büro-Zuarbeiter, die Schwierigkeiten haben, mit ihrem um Professionalität bemühten Kommunikationssprech ganze Sätze zu formulieren. Dazu kommt die qualvolle Ochsentour quer durch die Republik von einer Wahlveranstaltung zur nächsten Podiumsrede, auf denen er die Genossen mit den ewig gleichbleibenden Plattitüden und Slogans versorgen muss, die diese brav beklatschen. Dazwischen: nervenaufreibende Interviews und Meinungsschlachten bei Illner, Will und Co.

- Tobias Baranski
Die jüngste Auseinandersetzung im Mai 2021 zwischen Israel und den palästinensischen Arabern hat es mal wieder bewiesen: Wenn man einen Krieg braucht, bekommt man ihn auch. Nach 15 Jahren ohne Wahlen in Gaza und der Westbank, wird man, nach diesem Kurzkrieg, auch die nächsten 15 Jahre ohne sie auskommen. Denn schon jetzt denkt niemand mehr an die zuvor angekündigten Wahlen, dem außenpolitischen Legitimationsprojekt der herrschenden Rackets, welches sie sich vom Westen abgeguckt haben. Viel mehr Eindruck auf ihre „Wähler“ macht die Hamas gegenüber der PLO/Fatah ohnehin als kraftvoller Verteidiger des Islams und der Ansprüche auf einen palästinensischen Staat; die paar Hundert Toten des Kurzkonflikts sind schnell beerdigt und vergessen, lassen aber noch eine Zweitverwertung als Propagandafutter von Al-Jazeera zu, dem Sprachrohr der Unterdrückten von der auf Hochglanz polierten steinreichen Sklavenhalbinsel Katar. Die zerstörte Infrastruktur in Gaza für den Guerillakrieg gegen Israel ist schnell geflickt, die Unterstützung aus Europa, der arabischen Halbinsel und vor allem der UN macht es möglich. Zuvor aber hatte der altersschwache Abbas noch in paar Teenager in den Tod geschickt, um seine Macht in der Westbank nicht durch eine Wahl zu gefährden. Die Hamas hatte daraufhin sofort angefangen, Israel mit Raketen zu beschießen, um zu beweisen, dass sie die einzig rechtmäßigen Verteidiger der palästinensischen Sache sind, und wenn Abbas sterben sollte, wäre die PLO/Fatah endgültig erledigt. Ohne die Legitimation, die Widerstandsbewegung gegen Israel darzustellen, kann man die Berechtigung für das Abschöpfen der UN-Gelder vergessen. Keine credibility, kein Geld; ohne Geld kein bewaffnetes Racket, um die Westbank zu beherrschen. Die Hamas hat jetzt das Sagen; allein die Umstände, dass ihre Führung nicht in die Westbank kommt, und dass Abbas zäh durchhält, verhindern eine blutige Machtübernahme wie damals in Gaza, als Fatah-Kämpfer aus den Hochhäusern auf die Straße geworfen wurden.

- Tobias Baranski
Sein tiefgründig forschender Blick drang in das Prinzip des gesellschaftlichen Lebens ein und erfaßte die Welt um so besser, da er sie durch ein Grab hindurch sah. Er analysierte die Menschen und Dinge, um ein für allemal abzuschließen mit einer Vergangenheit, die von der Geschichte dargestellt, einer Gegenwart, die vom Gesetze gestaltet, einer Zukunft, die von der Religionen enthüllt wird. Er nahm die Seele und die Materie, warf sie in einen Schmelztiegel, fand nichts darin, und von dem Augenblick an wurde er DON JUAN. (Balzac: Das Lebenselixier, S. 166)
- Don Juan - Vom Glücksritter zum Kleinbürger 1/3
- Der Blick aus dem Grab – Rückblick auf das bürgerliche Individuum mit Balzac und Pohrt (Einleitung)
- Zukunftsangst reloaded - Die Ökobewegung ist zurück, diesmal als Greisenaufstand der Kinder
- “Das Leben funktioniert nicht ohne großes Vergessen” – Zum Tod von Wolfgang Pohrt